Agra Taj Mahal

Indien-unfassbar schön und unfassbar faszinierend

Indien, unfassbar schön und unfassbar faszinierend

Indien – welch ein Land! So groß wie Europa, über eine Milliarde Menschen, über 100 verschiedene Sprachen … unfassbar. Und unfassbar schön und faszinierend. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug empfängt mich der typische Geruch, eine Mischung, die man nicht in Worte fassen kann, dazu die Hitze, die Luftfeuchtigkeit – kein Zweifel, ich bin wieder da…

Ein Land voller Gegensätze
Ich bereise Indien seit knapp 20 Jahren und werde meinen ersten Besuch nie vergessen, der mich über Delhi, Mumbai und Goa nach Kerala in den tiefen Süden brachte. Nie sah ich solche Gegensätze, die mich die ersten Nächte nicht schlafen ließen. Bombastischer Reichtum neben bitterster Armut, die Feuer aus Kuhdung, die die Menschen im Morgengrauen entfachten, die Düfte und Gerüche, Mittendrin statt nur dabei der Geräuschpegel und die unzähligen Menschen, die Tuktuks und Fahrräder … unvergesslich. Viel hat sich in dieser Zeit verändert. Indien modernisiert sich rasend schnell und bewahrt doch seine Traditionen.

In Delhi fahre ich aus der „Aerocity“, der Büro- und Hotelstadt am Flughafen, zum Chandni Chowk, dem trubeligen Bazarviertel, und tauche ein in das Gewimmel der Gassen, weiche Rikscha-Fahrern aus, die ihre Waren haushoch auf ihre Räder getürmt haben. Schaue bei den Gold-und Silberschmieden vorbei, deren Schmuckauslagen gerade bei Bräuten heiß begehrt sind und gönne mir in einer der Garküchen meine ersten Samosas der Reise, frisch zubereitet, heiß und würzig. Die Betelverkäufer lasse ich aus und decke mich bei den Gewürzhändlern mit Kardamom, Zimt und Ingwer ein – wie das duftet …

An der Jama Masjid, der riesigen Moschee, die über 20.000 Gläubige aufnehmen kann, fahre ich vorbei zum Gurudwara Bangla Sahib, dem Sikh-Tempel mit seiner goldenen Kuppel und dem Teich, dem ich fast jedes Mal einen Besuch abstatte, weil die Atmosphäre so friedlich und einladend ist.

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Agra. Wer kennt nicht das Bild vom traumhaft schönen Taj Mahal, dem strahlend weißen Sinnbild ewiger Liebe? Doch „das Taj“ hebe ich mir für den nächsten Morgen auf. Heute möchte ich zunächst das mächtige Rote Fort besuchen. Seine Geschichte ist tragisch: Shah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal, wurde von seinem eigenen Sohn entmachtet und bis zu seinem Tod im Roten Fort eingekerkert, immerhin mit Blick auf das Taj Mahal. Ich streife durch die Gärten und Säle, bewundere die dicken Mauern und habe meinen Spaß mit den indischen Touristen, die nichts lieber zu tun scheinen als Fotos mit Ausländern zu machen – hier wird jeder zum begehrten Fotomodell!

Taj Mahal beim Sonnenaufgang
Am Nachmittag besuche ich eine Familie im Dorf Kachpura. Von ihrer Dachterrasse haben wir einen traumhaften Blick zum Taj Mahal im Sonnenuntergang – was könnte romantischer sein? Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und natürlich spielt die Liebe immer wieder die Hauptrolle in unseren Gesprächen. Wie liebt es sich in Deutschland? Gibt es immer noch arrangierte Ehen in Indien? Und ist das Horoskop immer noch so wichtig bei der Partnerwahl? Ewig sitzen wir auf der Terrasse, lassen unsere Hände mit Henna bemalen und können gar nicht aufhören zu schwatzen. Doch am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, ich will das Taj beim Sonnenaufgang besuchen, bevor die Touristenbusse vorfahren und so verabschiede ich mich schweren Herzens von meinen Gastgeberinnen.

Wie gut, dass der Wecker pünktlich geklingelt hat, so bin ich tatsächlich früh genug am Taj Mahal, um in Ruhe am Brunnen entlang zu schlendern (mit der berühmten Bank, auf der schon Lady Di verewigt wurde), und dem Grab von Mumtaz Mahal meine Aufwartung zu machen, dem zu Ehren das Monument in über 20 Jahren Bauzeit errichtet wurde. Über 20.000 Handwerker waren an dem Bau beteiligt, Abertausende von Halbedelsteinen wurden verarbeitet, an jeder Ecke entdecke ich Neues, was mich staunen lässt – kein Wunder, dass das Taj Mahal der Touristenmagnet Indiens ist.

Der Elefantengott Ganesha ist der Überwinder aller Hindernisse.
Nun zieht es mich aber weiter, ich möchte unbedingt auf Tiger-Safari gehen – und das kann man ganz hervorragend im Ranthambore Nationalpark. Er ist einer der größten Nationalparks Indiens und bekannt für seine wenig scheuen Tiger. Auf meiner Fahrt ins Reservat wundere ich mich über die vielen Fußgänger und erfahre, dass sie zum Ganesha-Tempel pilgern – und da der Elefantengott Ganesha der Überwinder aller Hindernisse ist, haben sie auch keine Angst vor den Tigern. Wir fahren auf sogenannten Cantern, eine Art Safaribus, auf denen man hoch sitzt, so dass wir eine gute Sicht haben. Werden wir Glück haben und tatsächlich Tiger sehen? Die Aufregung bei allen ist spürbar, jeder schaut durch sein Fernglas oder sein Tele und sobald sich irgendwo ein Grashalm bewegt, drehen sich alle Köpfe in diese Richtung.

Zunächst aber erspähen wir viele Hirsche und Rehe. Eisvögel stürzen sich bunt blitzend auf ihre Beute an den Wasserlöchern, Affen hangeln sich von Baum zu Baum. Wir sind heute auf der Route 3 unterwegs – die jeweiligen Routen werden von der Parkverwaltung ausgelost und just hier wurde gestern ein Tiger gesehen, die Chancen stehen also gut. Es raschelt im Gebüsch und alle zücken ihre Kamera, doch nein, wieder „nur“ ein Hirsch. Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt, doch auf einmal stoppt der Canter, der begleitende Naturalist hat etwas gesehen und deutet nach halb rechts – und tatsächlich, weit weg, grade noch zu sehen und gut getarnt, liegt ein Tiger im Gebüsch und schaut in unsere Richtung. Mit dem Tele bekomme ich sogar ein halbwegs scharfes Foto und freue mich unbändig – mein erster Tiger in freier Wildbahn!

Beim Abendessen mit anderen Gästen erfahren wir, dass auch sie Glück hatten und sogar „T-24“ gesehen haben, den größten männlichen Tiger im Nationalpark. Erfüllt von den Erlebnissen des Tages schlafe ich bald ein und träume von Tigern.

Holifest in Jaipur
Nun will ich aber weiter, denn in Jaipur steht das Holifest an. Ca. vier Stunden trennen mich von der sogenannten „Pink City“, die unter anderem durch den Palast der Winde bekannt wurde, einer Fassade, hinter der die Hofdamen des Maharadschas das Geschehen auf den Straßen verfolgen konnten. Einen Maharadscha gibt es in Jaipur übrigens immer noch, er logiert mit seiner Familie in einem Teil des beeindruckenden Stadtpalastes, den man besichtigen kann.

In Jaipur freue ich mich, endlich wieder in einem Heritage-Hotel zu übernachten. Heritage-Hotels waren früher Paläste oder Wohnhäuser reicher Kaufleute, die nach der Unabhängigkeit Indiens zu Hotels umgebaut wurden und die immer noch den Glanz dieser alten Zeiten ausstrahlen. Kein Zimmer gleicht dem anderen, Innenhöfe, Türmchen und Erker lassen mich immer neue Kunstwerke und Wandmalereien entdecken und fast fühle ich mich selbst wie eine Maharani.

Am Vorabend von Holi geht es hoch her in der Stadt, überall begeht man „Holika Dahan“. Mit großen Freudenfeuern wird die Dämonin Holika verbrannt. In der Nacht zuvor sammeln die Menschen Brennmaterial wie Holzscheite oder kaputte Möbel und bringen diese an die Feuerplätze. Die Feuer symbolisieren den Sieg des Guten über das Böse und läuten das eigentliche Holifest ein – und das wird am nächsten Tag bunt, sehr bunt gefeiert. Das Holifest wird immer am Vollmondtag im März gefeiert und ist ein Fest zu Ehren der göttlichen Liebe von Krishna und Radha. Freunde und Familien kommen zusammen, es wird daheim, auf den Straßen und in den Gassen gefeiert, Festmahle werden zubereitet. Es gibt Seiltänzer und Akrobaten, Geschenke und gute Wünsche werden ausgetauscht und vor allem gibt es eines: riesige Schüsseln voller Farbpulver und Wasserpistolen. Und die werden eifrig benutzt, in kürzester Zeit bin ich rot, grün, gelb und pink und nachdem ich merke, dass meine indischen Freunde keine Scheu haben, greife ich mir ebenfalls die erste Handvoll Farbpulver und puste sie dem nächsten Fußgänger ins Gesicht. Der quittiert das mit einem lauten Lachen, zückt seine riesige Wasserpistole und schon bin ich nicht nur bunt, sondern auch nass – was bei knapp 30 Grad aber gar nicht stört.

Aus allen Ecken tönt laute Bollywood-Musik und bald erkennt man vor lauter Farben niemanden mehr. Alt und jung, reich und arm vermischen sich und wollen einfach nur feiern, feiern, feiern … einfach herrlich und etwas, was man unbedingt einmal erlebt haben muss.

Bis zum späten Nachmittag feiern wir mit, staunen über bunte Pferde, sich langsam rosa färbende Pools und die Ausdauer der Tänzer, bevor wir ins Hotel fahren. Beim Blick in den Spiegel lache ich laut auf: ob ich je wieder „normal“ aussehe? Aber schon nach einer ausgiebigen Dusche ist die meiste Farbe wieder verschwunden, nur meine Haare leuchten noch ein paar Tage rosa … Am nächsten Tag steht noch das Amber Fort in den Aravelli Bergen auf meinem Programm, bevor ich weiter nach Kerala in mein schönes Ayurveda-Resort fliege und dort die Tage in Rajasthan Revue passieren lasse.
Eins ist sicher, Indien wird mich ganz bald wiedersehen.

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